Warum eine Tauchergruppe?

 

Im Einzugsbereich der Freiwilligen Feuerwehr Limburg, liegen einige Kilometer der Bundeswasserstraße Lahn, mehrere Kläranlagen sowie in der näheren Umgebung etliche Bagger- und Badeseen.

 

Die Lahn wird vor allem in den Sommermonaten von Schwimmern im Bereich des Campingplatzes, sowie von Paddel - und Motorbooten stark frequentiert. Des Weiteren finden Rundfahrten mit einem Personenausflugsschiff statt.

 

Durch die Vielzahl der Wassersportaktivitäten ist das Risiko eines Unfalles immer gegeben. Auch an den zahlreichen Badeseen ist ein gewisses Gefährdungspotential, vor allem wenn diese zugefroren sind, nicht auszuschließen.

Sprünge von der Autobahnbrücke in Suizidabsicht erfordern Rettungs- oder Bergemaßnahmen.

In der Vergangenheit hat es sich immer wieder gezeigt, dass die Feuerwehr auf Rettungs- Bergungs- Reparatur- und Sucharbeiten im und am Gewässer angesprochen wurde.

Hierzu zählen die Rettung von Menschen und Tieren, die Suche nach Ertrunkenen, die Bergung von versunkenen Fahrzeugen und Gegenständen aller Art, sowie Hilfeleistungen nach Bootsunfällen.

Viele dieser Maßnahmen sind zügig durchzuführen um einer Schädigung oder Verunreinigung der Umwelt- und der Gewässer vorzubeugen.

Meist sind es nur die Feuerwehren, die auf Grund ihrer Organisationsstruktur, Ausstattung und Ausbildung in solchen Notfällen eine schnelle Hilfeleistung gewährleisten.

Dies waren Gründe genug, in der Feuerwehr Limburg eine Tauchergruppe aufzustellen

und diese mit den entsprechenden Gerätschaften auszustatten.

 

Chronik der Feuerwehrtaucher der FF Limburg

 

Schon unter dem damaligen Stadtbrandinspektor und Wehrführer Hans Arnold wurden 1985 zum ersten Mal vier Limburger Feuerwehrkameraden bei der Wiesbadener Berufsfeuerwehr zu Feuerwehrtauchern ausgebildet.

 

Es waren dies die Kameraden Harald Freitag, Jürgen Hertzel, Stefan Schmitt und Thomas Schubert. Diese Ausbildung wurde abends und an Wochenenden in Wiesbaden durchgeführt.

 

Nach erfolgreich bestandener Abschlussprüfung konnte somit im Oktober 1985 die erste Feuerwehrtauchergruppe bei der Freiwilligen Feuerwehr Limburg in Dienst gestellt werden.

 

Eine Ausbildung von weiteren Tauchern scheiterte an organisatorischen Rahmenbedingungen,  sowie auch daran, dass sich keine weiteren Kameraden bereit fanden, diese zeitintensive und strapaziöse Ausbildung zu absolvieren.

 

Erst im Jahr 1997 ergab sich durch Verbindungen zur Berufsfeuerwehr Frankfurt die Möglichkeit unter gewissen Voraussetzungen eine weitere Taucherausbildung durchzuführen, um somit den Personalbestand aufzustocken.

 

Dieses Angebot griff der Stadtbrandinspektor und Wehrführer Hans-Jürgen Limberger sofort auf, und somit konnte nach mehreren Gesprächen die organisatorischen Bedingungen für eine weitere Ausbildung geschaffen werden.

 

Unter der Leitung des Brandoberinspektors und Zugführers des Wasserrettungszuges der BF Frankfurt, Herrn Michael Henß, begann der Feuerwehrtaucher Jürgen Hertzel mit der Ausbildung von acht Kameraden:

 

Für J. Hertzel bedeutete die Organisation des Lehrganges, sowie die theoretische und praktische Ausbildung der Taucheranwärter, einen Teil seiner Prüfung zum Feuerwehr -Lehrtaucher.

 

Die Ausbildung begann im Sommer 1997 und endete am 24. April 1999 mit der erfolgreichen Abschlussprüfung.

 

Indienststellung der Tauchergruppe

 

Am Samstag, den 24. April 1999, wurden den erfolgreichen Lehrgangsteilnehmern

in einer kleinen Feierstunde die Urkunden sowie die Taucherbücher überreicht.

Bürgermeister Martin Richard und Stadtbrandinspektor H. J. Limberger haben

die Tauchergruppe offiziell in Dienst gestellt.


Diese neuen Feuerwehrtaucher waren:

 

Peter Bär, Michael Brückmann, Marcus Hahn, Thilo Koch, Thomas Möhlhenrich,

Wolfgang Musgad, Kay Simon, Andreas Schilling,


Prüfung zum Lehrtaucher:

 

Jürgen Hertzel

 

Mit den schon 1985 ausgebildeten Tauchern bestand die Tauchergruppe der Freiwilligen

Feuerwehr Limburg nun aus 10 Tauchern incl. eines Lehrtauchers.

 

Spezielle Problematik im Tauch- und Wasserrettungsdienst

 

Tauchen im Rettungseinsatz beinhaltet eine besondere psychische Belastung. Der Feuerwehrtaucher muss nicht nur mit den allgemeinen Angstauslösenden Faktoren

unter Wasser fertig werden, sondern hinzukommen noch spezielle aufgabenspezifische Probleme.

 

Der Feuerwehrtaucher ist belastet durch Probleme des Opfers und gegebenenfalls durch Konfrontation mit den Angehörigen des Opfers.

 

Die Belastung von Feuerwehrtauchern ist sehr hoch, da mit dem Einsatz oft auch eine persönliche Lebensgefahr verbunden ist.

 

Emotionale Belastungen im Rettungsdienst sind u. a.:

 

Überraschungseffekt, Angstübertragung, Überforderung, Hilflosigkeit

 

Zwiespalt Eigensicherheit / Rettungsaufgabe, Konfrontation mit dem Tod

 

Jede Unfallsituation ist neuartig und beinhaltet auch bei reichlicher Erfahrung immer Überraschungsmomente. Der Feuerwehrtaucher befindet sich in hoher Anspannung, weil es nicht vorhersehbar ist, wie das Opfer reagieren wird und welche Entscheidungen der Situation entsprechend spontan getroffen werden müssen.

 

Indem Moment, in dem er auf das Opfer zu schwimmt, muss er alle notwendigen Handlungsschritte wie Zugriffsrichtung zum Opfer, Atmungskontrolle und Transportmöglichkeiten und auch die eventuellen Komplikationen wie

 

Abwehrreaktionen des Opfers durch planen. Wenn diese Handlungsschritte durch intensive Übung nicht ausreichend automatisiert ablaufen, kann es passieren, dass die Gedanken unkontrolliert einschießen, die Informationen nicht mehr realitätsbezogen bewertet werden und nicht mehr nach sinnvollen, realisierbaren Kriterien entschieden wird und das Verhalten unkontrolliert wird.

 

Ein solcher Entscheidungskonflikt kann beim Retter selbst Panik auslösen.

 

Die Konfrontation mit dem Tod bei erfolglosen Rettungsversuchen und bei der Leichenbergung beinhaltet eine Tiefergehende psychische Belastung des Feuerwehrtauchers. Erschwerend kommt im Taucherrettungsdienst hinzu, dass es sich fast immer um „unnatürliche“ Todesfälle handelt. Es sind Unglücksfälle, plötzliche Todesfälle aus gesundheitlichen Gründen, Selbstmorde, insgesamt immer ein plötzlicher unerwarteter Tod mitten aus dem Leben heraus, wobei bedrückend oft Kinder betroffen sind.

 

Notwendig ist daher ein regelmäßiges, praktisches Training von Rettungsmanövern und

die gedankliche Auseinandersetzung mit den verschiedenen Notfallsituationen.


Weitere Entwicklung der Tauchergruppe seit 1999

 

Der zweite Ausbildungslehrgang zum Feuerwehrtaucher im Jahre2003 fing vielversprechend an, doch konnten einige das theoretische Lehrgangsziel nicht erreichen.

 

Im Verlauf der praktischen Ausbildung gaben weitere Kameraden auf, sodass zum Schluss nur ein Kamerad die Prüfung bestand.

 

Der dritte Lehrgang in 2007/2008 verlief dann wieder erfolgreicher. Obwohl auch leider hier im theoretischen wie auch im praktischen einige Kameraden aufgeben mussten, konnten doch hier 5 Kameraden den Lehrgang erfolgreich abschließen.

 

Im Jahr 2011 begann der vierte Lehrgang mit sieben Teilnehmern, welche alle die

Ausbildung bestanden.

 

Da kaum ein Taucheinsatz ohne den Einsatz von Booten erfolgt, lag es nah aus einsatztaktischen Gründen die Bootsführer in die Tauchergruppe zu integrieren, sodass diese Spezialeinheit jetzt die Bezeichnung Wasserrettung trägt.

 

Diese Einheit wurde in den vergangenen Jahren zur den verschiedensten Anlässen

alarmiert und war auch schon in benachbarten Landkreisen und Bundesländern eingesetzt.

 

Die Anforderung und Alarmierung erfolgt über die Zentrale Leitstelle Limburg/Weilburg.